schwebisch für alle
“Ein multikünstlerischer Sprachkurs für Kenner und Einsteiger.” (Ensemble Schwebisch)
Eine Landschaft, einen Fluss, Menschen und Erfindergeist – das brauchte es, um vor hundert Jahren eine Idee auf die Schiene zu setzen, die zum Symbol für technische Kreativiät und Entwicklungsfähigkeit wurde. Wahrzeichen einer Stadt, aber auch einer technischen Epoche und für Generationen von Menschen, die mit, an, für und unter der Schwebebahn lebten und leben.
Mehr als eine geniale Lösung für ein topografisches Problem und als Transportmittel ist die Schwebebahn zu allen Zeiten auch Bestandteil des sozialen und politischen Lebens von Menschen und ihrer Stadt gewesen. Sie hat Kriege gesehen und Frieden, Unruhen und Glanz, Kaiserzeit und Hochtechnologie, Elend und Wirtschaftswunder. Hat Höhen und Tiefen erlebt, Geschichte und Geschichten geschrieben, wurde und wird bestaunt, geliebt, hingenommen und manchmal auch umkämpft. Ihr Kurvenquietschen hat manche Kindheit begleitet und ist für Wuppertal-Exilanten Stichwort für gemeinsame Erinnerungen.
In der Wahrnehmung und im Verständnis der Menschen bekam sie Charakter und Identität, nimmt im Taktrhythmus an Leben und Arbeit teil, wenn sie in Augenhöhe Büros, Werkstätten und Wohnungen gleichsam kreuzt. Ihr Gesicht hat sich mehrfach geändert, ihr rumpelnder Herzschlag begleitet die Stadt und ihre Menschen jedoch unverändert.
Zu allen Zeiten war die Schwebebahn Thema für Künstler. Sie wurde tausendfach gezeichnet, gemalt, fotografiert, besungen, bedichtet, bespielt und gefilmt. Sie taucht auf als Zitat oder Plot in Literatur, Musik, darstellender und bildender Kunst, ist Schauspielerin oder Kulisse, Akteurin oder Requisite.
das projekt
Zum 100sten Geburtstag wollen wir als Künstlergruppe gratulieren, der Alten Dame ein Ständchen bringen und dazu unsere künstlerischen Ausdrucksformen einsetzen. Malerei, Bildhauerei, Musik und Theater kommen zusammen und verwischen die sonst üblichen Grenzen zugunsten eines Gesamtkunstwerkes, so wie auch die Jubilarin selbst trotz ihres äußerlich starren Korsetts immer Grenzen aufgehoben hat zwischen Menschen: soziale, nationale und kulturelle, persönliche, politische und auch die Grenzen im Kopf.
Die Schwebebahn spricht eine eigene Sprache, hat ihr eigenes Regelwerk und prägt damit den Alltag einer Stadt und ihrer Menschen. Diese Sprache machen wir uns zum Thema und nennen unser Projekt: Schwebisch für alle. Ein multikünstlerischer Sprachkurs für Kenner und Einsteiger.
die beteiligten künstler
Bildquelle: © Uwe Dreyer, Jörg Pauli | theater&mehr
das konzept
Im Rahmen der Ausstellung werden Bilder (Leinwand und Textil), Skulpturen (Stein und Stahl), Plastiken (Bronze) und eine Installation (Blackbox) gezeigt. Zusätzlich wird durch Performances ein Bogen mit vier Eckpunkten gespannt:
- Herzschlag aus Stahl – Percussionperformance
- Die Schweber – Szenische Performance
- Stimmungstakt – Sprachperformance
- Gestern, heute, morgen – Zuschauerperformance
die ausstellung
Besucher und Gäste aus allen möglichen Erdteilen sind mit ihr schon gefahren, zigtausend Fahrgäste verschiedener Nationalität nutzen Sie tagtäglich, um durchs Tal der Wupper zu schweben. Doch verspricht “Schwebisch für alle” die wahrscheinlich kreativste und spannendste (Kunst-)Sprache zu sein, die die Schwebebahn und Wuppertal jemals zu hören, zu sehen und zu spüren bekam.
Das Konzept verbindet Visuelles mit Akkustischem, Intellektuelles mit Humor, klassische künstlerische Ausdrucksformen mit experimentellen Performances. Kommen, sehen, staunen – all dies beinhaltete “Schwebisch für alle” im Foyer der Wuppertaler Stadtwerke.
Wir danken der WSW für ihre Unterstützung.