theater&mehr versuchte nichts und verrannte sich. Bildquelle: © Jörg Pauli | theater&mehr

nichts

Der Mensch ist ein Nichts, das die Eigenschaft besitzt, hartnäckig dumme Fragen zu stellen.“ (unbekannt)

Wie stellt man das Nichts künstlerisch dar? Eine leere Leinwand hilft nicht, denn dann bleibt zumindest die Leinwand. Der leere Raum gilt eigentlich auch nicht, denn der Raum bleibt als Etwas. In der Frankfurter Schirn widmete sich eine ganze Ausstellung dem Nichts. Es gab ebenfalls viele leere Räume und viel Weißes. Aber alle Darstellungen sind nicht Nichts.

Das führt zu einem kleinen Abstrakt, den theater&mehr vor mehr als 20 Jahren im Rahmen der Barmer Biennale erschuf. Das Projekt „Enthüllungen über die Zeit“ enthielt in einer der damaligen 5 Stelen einen Text über Nichts und Nein, der hier nun wieder Verwendung findet. Ein Beweis, dass Zeit nicht linear, sondern spiral verläuft? Mmh.

Die Naturwissenschaft hat es lange schon aufgegeben, das Nichts zu suchen, also nunmehr nichts zu tun. Sie fand heraus, dass es weder einen physikalischen Zustand noch einen mathematischen Begriff des Nichts gäbe. Null Gegenstände sind zwar nichts, aber Null ist nicht nichts. Was und wo dieses Nichts ist, das seit der Antike die Menschen beschäftigt und keine klaren Antworten gibt, bleibt leider unbeantwortet.

Nichts wurde von Platon und Hegel als Thema der Metaphysik und Ontologie behandelt, bei  Heidegger und Sartre als existentielle Erfahrung. Für letzteren war das Nichts ein Raum der Freiheit, für Jacques Derrida ein Schweigen.

„Kunst ist etwas, das so klar ist, dass es niemand versteht.“, so Karl Kraus (1874–1936), der österreichische Satiriker, Lyriker und Dramatiker. Und nun werden Objekte veräußert, die nicht extistieren. Zumindest nicht in dieser Dimension, sondern nur in der Vorstellung: Zum Beispiel die mit „Io sono“ („Ich bin“) betitelte Skulptur von Salvatore Garau, die unlängst bei einem Mailänder Auktionshaus für 15.000 Euro an einen unbekannten Privatmann verkauft worden ist. Oder Objekte, die nur noch digital existieren und als Datei mit Non-Fungible Token (NFT) die Echtheit garantieren. Krypto-Art, bezahlt in umgerechnet 42.329.453 Ether, Kryptowährung. Kryptisch oder im Kraus’schen Sinne auch eine Kunst.

In der Überlegung vom Nichts taucht die Unendlichkeit auf. Beide sind miteiander verwoben. Und beide sind eher naturwissenschaftlich-mathematischen Ursprungs, indem Mathematik eine theoretische Unendlichkeit zu beschreiben versucht und die Naturwissenschaft das Nichts versucht zu erklären. Beides sind aber dennoch Schöpfungen des Menschen und daher nicht Nichts oder gar unendlich.

Die Realität hat eine absolute Abscheu vor Unendlich und Nichts. Auf geniale Art und Weise sind Unendlich und Nichts sogar miteinander verbunden. Gäbe es Unendlichkeit um etwas herum, z.B. wenn das Universum unendlich wäre, so wäre dort ein Nichts. Unendlich ist eben wirklich unendlich. Nehmen wir eine definierte Menge an z.B. Energie, wie groß auch immer sie wäre, und bringen sie in eine Unendlichkeit, so wird diese Energie so stark aufgelöst, dass sie nicht mehr existiert. Sie verschwindet in einer Unendlichkeit in welcher nichts wäre, somit wäre Unendlichkeit gleich Nichts. Egal wieviel Energie in eine Unendlichkeit gegeben wird, sie verschwindet auf der Stelle. Das wiederum führt zum Zenkreis. So stellt sich der Entwicklungsprozess „Nichts“ dar.

Und über diesen Entwicklungsweg verbleibt am Ende nur noch

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auch, wenn wegen der Webseitendarstellung wiederum nur weißer Hintergrund zu sehen ist. Und das ist – leider – mehr als Nichts.