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theater&mehr beteiligte sich mit dem Teilprojekt “literaT(O)URM”. Das Wortspiel leitet sich vom lateinischen “littera” (Buchstabe) und “litteratura” (Sprachkunst), sowie aus den französischen Formen von “tour” [tu:r] (1. fem. [la]; “Ausflug”, “Rundreise” und 2. masc. [le]; “Turm”, aber auch “Kunststück”) ab. Bildquelle: © Jörg Pauli | theater&mehr

turm turm turm literat(o)urm

“Sag an, du kleiner großer Mann, der Turm, von dem dein Blick so vornehm niederschauet, wovon ist er – worauf ist er erbauet? Wie kamst du selbst hinauf – und seine kahlen Höhn, wozu sind sie dir nütz, als in das Tal zu sehn?” (Friedrich Schiller)

Der Bergische Künstlerbund (BKB e.V.) entwarf eine Konzeptausstellung im Mülheimer Bismarckturm unter dem Thema “TURM TURM TURM”. Dabei wurden visuelle Erlebniswelten geschaffen, die über die Arbeiten der einzelnen Künstler hinausgingen.

Was hat nun Literatur mit Turm gemeinsam? So haben wir uns Gedanken zur Verbindung zwischen Turm und Literatur gemacht und recherchiert. Nach 50.000 Seiten des Literaturstudiums deutscher Dichter und Denker sind wir fündig geworden. 65 Autoren erwähnen in 179 ihrer Texte einen Turm oder widmen sich ganz dem Turm.

Wir zitierten die 179 gefundenen “Turm”-Sammlungen der Autoren von Brentano über Büchner, Eichendorff, Goethe, Klopstock, Kant, Kleist, Nietzsche bis Schiller, Stifter und Wedekind. Mal szenisch, mal komisch, mal theatralisch, mal schriftlich, mal unbemerkt…

kostproben

  • Brentano – Das Märchen vom Schneider Siebentot auf einen Schlag:
    Aber es schüttelte den Kopf und wollte nicht.
    Nun ward es gefesselt und in einen Turm gesperrt. Der König konnte mir nicht genug danken, daß ich ihm seinen Feind gefangen.
  • Büchner – Dantons Tod, Zweiter Akt:
    Haben Sie das neue Stück gesehen? Ein babylonischer Turm! Ein Gewirr von Gewölben, Treppchen, Gängen, und das alles so leicht und kühn in die Luft gesprengt. Man schwindelt bei jedem Tritt. Ein bizarrer Kopf.
  • Fontane – Gedichte [Ausgabe 1898], Hakon Borkenbart:
    Schon grüßt ihn fern so Turm wie Schloß,
    Und lächelnd plötzlich blickt er drein;
    Er spricht herab von seinem Roß:
    »Und bin ich alt, so mag ich’s sein!«
  • Schiller – Fiesco, Fünfter Aufzug:
    ARABELLA: Hören Sie? Hören Sie? Das wimmert
    vom Turm der Dominikaner. Gott erbarme!
    Wie fürchterlich!

weitergehende assoziationen und entwicklungen

Gleichzeitig wurden die Zuschauer aufgefordert, ihrerseits zum Thema Turm zu assoziieren. Zur Finissage versprachen wir unsererseits, die Assoziationen der Zuschauer mit eigenen “Zitaten” zu bemerken und vorzutragen. Und so geschah es. Bildquelle: © Jörg Pauli | theater&mehr