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theater&mehr beteiligte sich an der Aktion HUNGERTUCH, weil ausgedrückt, ausgelutscht und ausgequetscht nicht zu KUNST&KULTUR passen, oder gerade doch… Bildquelle: © Jörg Pauli | theater&mehr

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”Hungern und Harren stinkt übel in die Nase.
Der Satte mag nicht wissen, wie dem Hungrigen zumute ist.
Hunger lehrt die Katzen mausen.” (Sprichwörter aus dem Volksmund)

Hungertuch bezeichnet ein Fastentuch in der Liturgie der katholischen Kirche. Das Fastentuch (auch Hungertuch, Palmtuch, Passionstuch oder Schmachtlappen, lateinisch velum quadragesimale) verhüllt während der Fastenzeit (Quadragesima) in katholischen Kirchengebäuden die bildlichen Darstellungen Jesu, in der Regel das Kruzifix. Es entstand aus dem jüdischen Tempelvorhang, der im Neuen Testament im Zusammenhang mit dem Kreuzestod Jesu mehrfach erwähnt wird (Mt 27, 51 EU); (Mk 15, 38 EU); (Lk 23, 45 EU).

Nun folgt das Tuch zur Kunst. Bereits die „Consuetudines“ des Fafna erwähnten um das Jahr 1000 den Brauch des Fastentuchs. Bis ins 12. Jahrhundert blieb dieses ein rein symbolisches Objekt aus einfarbigem Stoff, der nur im Einzelfall durch ornamentale Stickerei verziert wurde. Danach wurde das Fastentuch als Form der Sakralkunst entdeckt, diese blieb über mehrere Jahrhunderte produktiv. Eine Beschreibung aus dem Jahr 1493 belegt, dass zwischen 1126 und 1149 im Kloster St. Ulrich und Afra zu Augsburg ein (nicht mehr erhaltenes) Fastentuch mit künstlerischen Darstellungen entstand.

die kunst nagt am hungertuch

Kunstfluss Wupper – regioArte e.V. ruft dazu auf, Hungertücher zu erstellen und nach Wuppertal zu senden. Dort werden sie gesammelt, zur Präsentation aufbereitet und auf einer separaten Internetseite veröffentlicht. Dort wird es zahlreiche Verlinkungen zu den Künstlerinnen und Künstler geben.

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Das Hungertuch. Bildquelle: © Jörg Pauli | theater&mehr

“Wuppertal ist hierbei nur der exemplarische Ort, betroffen sind alle Künstlerinnen und Künstler bundesweit und international. Dass dieses Sprichwort wie selbstverständlich zum Sprachgebrauch gehört, zeigt, Kunst war schon immer eher brotlos als ernährend. Seit jeher musste der Künstler sehen, wie er sich und seine Lieben durchs Leben schlug. Das ist heute nicht anders als vor hundert, zwei- oder fünfhundert Jahren.

Aktuell jetzt, zum Ende der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts, in Zeiten radikaler und existenzieller Kürzungen und Streichungen, Schließungen von Kultureinrichtungen, dem Wegfall von Fördermitteln und der gesamtgesellschaftlichen Verarmung, sind es – mit anderen Leidtragenden gemeinsam – , wieder die Künstlerinnen und Künstler, die aus ihren wenigen ökonomischen Netzen zu fallen drohen. Wir wollen unsere Ressourcen bündeln und Synergien entwickeln.”

theater&mehr beteiligt sich an der Aktion, denn ausgedrückt, ausgelutscht und ausgequetscht passt nicht zu KUNST&KULTUR, oder gerade doch: Wie die Leere in der Kunst aushalten, wenn die Kassen auch leer sind? Wenn der Rezipient nicht kommt, zu Tanz, Konzert, Theater, Ausstellung etc. und die Künstler vor leeren Rängen und in leeren Hallen agieren? Es wird dringend Zeit, dass eine kritische Auseinandersetzung stattfindet…

Daher das Kunstwerk von theater&mehr: ausgedrückt, ausgelutscht und ausgequetscht im Maß 24 x 36cm finden sich 10 leere, ausgedrückte Aluminiumtuben mit den beispielhaften Aufschriften TANZ, THEATER, KUNST, KULTUR, MUSEUM, BILD, MUSIK, SKULPTUR, PERFORMANCE und LEER, gebettet auf flauschigem Frottee in blau.

Weitere Infos und Beteiligung unter

hungertuch II – die ausstellung

Die Hungertücher (Ausschnitt). Bildquelle: © d-52

Mit der Performance “HungertuchXXL” auf dem Rathausplatz Wuppertal-Barmen im April 2010 begann die Aktion “die Kunst nagt am Hungertuch” gegen radikale und existenzielle Kürzungen und Streichungen im Kulturbereich. Als Fortsetzung zeigt die aktuelle Ausstellung “Hungertuch II”, wie KünstlerInnen ihre Situation innerhalb unserer Gesellschaft wahrnehmen. Ihre Betroffenheit über Schließungen von Kultureinrichtungen, Sparmaßnahmen, Rationalisierungen und dem systematischen Abbau der kulturellen Landschaften, dokumentierten sie auf DIN A4 großen (Hunger-) Tücher. 90 KünstlerInnen aus Deutschland, Österreich, Niederlande und Italien reichten 120 Arbeiten ein, die jetzt erstmalig in einer Ausstellung vom 08. April bis 01. Mai im d-52. raum für zeitgenössische kunst in Düsseldorf zu sehen waren. Dabei sind Werke unterschiedlichster Stilrichtungen und Techniken entstanden. Die Palette reicht von Textilkunst über Malerei bis hin zu digitalen Drucken und stellt eindrucksvoll dar, wie  Ressourcen gebündelt und Synergien entwickelt werden können: d-52  |  Rather Str. 52  |  40476 Düsseldorf.